5: TWSBI Eco-T — Ein junger Stern am Füller-Firmament

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Zwei interessante Kolbenfüller aus Asien: Der TWSBI Eco T (links) und der Lanbitou 3059 (rechts).

In diesem Beitrag beschäftige ich mich mit dem TWSBI Eco T und dem Lanbitou 3059. Der erstere ist ein hochwertiger taiwanesischer Füller, der letztere ein billiger chinesischer Stift, der den TWSBI Eco (ohne T) zum Vorbild hat und ihm auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich sieht. Beides sind sogenannte Demonstratoren, transparente Geräte, die dem Benutzer ihr Innenleben offenbaren. Ich mag solche. Nicht grenzenlos, aber ich mag sie.

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Beide Stifte passen gut in das schwarze Lederetui von Online. Bei dem Notizbuch handelt es sich um ein Moleskineheft mit perforierten Seiten.

Mein erster Füller war ein Pelikan, mit einem Pelikan habe ich das Schreiben gelernt, und vielleicht liegt es daran, dass Pelikanfüller bis heute einen besonderen Platz in meinem Herzen haben – kitschig klingt das, ist aber wahr. In der, na ja, mittelgroßen Stadt, in der ich aufgewachsen bin, gab es zwei Schreibwarengeschäfte, gutsortierte Läden, in denen man vom Heftstreifen bis zum Edelfüller alles bekam, was sich auch nur im weitesten Sinn unter „Schreibwaren“ einordnen ließ. Im Schaufenster eines dieser Geschäfte entdeckte ich, dass das Leben mehr zu bieten hatte als Pelikanos, aber, um die Wahrheit zu sagen, ich konnte mir nicht mehr leisten als den Pelikan-Katalog, denn das Taschengeld, so lange ich eines bekam, war nicht allzu üppig, und was ich mir später neben Schule und Studium dazuverdiente, ging für „laufende Kosten“ drauf. So blätterte ich in meinem Katalog und träumte vom Pelikan Souverän in all seinen Ausführungen; ich stellte mir vor, wie es wäre, einen Souverän zu besitzen oder gar einen Toledo. Richtig heiß aber wurde ich, als ich herausfand, dass es ein Demonstratormodell gab — das müsste damals ein M481 gewesen sein (https://www.pelikan-collectibles.de). Ein solcher Füller würde, das wusste ich, alle Blicke auf sich ziehen. Er war aber und blieb genauso unerreichbar für mich wie der Souverän und der Toledo, allzumal er, wie ich herausgefunden habe, nur als Kleinserie hergestellt wurde.

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Der Eco T (links) ist ein bisschen kürzer als der 3059 (rechts).

Wie auch immer, diese Geschichte erklärt nur zum Teil meine Begeisterung für die Füller von TWSBI, die vor wenigen Jahren erst auf dem Markt auftauchten. Hinter der Marke TWSBI verbirgt sich die taiwanesische Firma Ta Shin Precision, die nach eigenen Angaben seit mehr als vierzig Jahren Teile und sogar ganze Schreibgeräte für weltweit bekannte Marken herstellt. Mit so viel Erfahrung im Hintergrund beschlossen sie irgendwann, ihre eigenen Schreibgeräte herauszubringen. TWSBI, „twisbi“ auszusprechen, erinnert, wie sie sagen, mit den Buchstaben TWS an den Ausdruck „Halle der drei Kulturen“, die möglicherweise allen Chinesen ein Begriff ist (mir jedoch überhaupt nicht) während die Buchstaben BI „Schreibgerät“ bedeuten. Sie bieten Füller an und mechanische Bleistifte und teure, aber angeblich intelligent gebaute Tintenfässer, außerdem noch Notizbücher. Ich kenne bislang nur den TWSBI Eco T, den ich für etwa 40 Euro über das Internet gekauft habe. Der Eco T ist das zweitkleinste Modell oder das drittgrößte, je nachdem, und er ist, um das gleich vorweg zu sagen, ein sehr gutes und meines Erachtens ästhetisch ansprechendes Schreibgerät — einmal ganz davon abgesehen, dass er, wie alle Demonstratoren, einen Einblick in sein Innenleben gewährt. Er liegt gut in der Hand und hat eine schöne Stahlfeder, die ganz weich über das Papier läuft und auch nach Wochen noch schreibbereit ist. Die Mechanik — es handelt sich um einen Kolbenfüller! — arbeitet präzise und alle Teile sind sorgfältig verarbeitet. Es gibt den Eco T in verschiedenen Federstärken, und man kann die Federn austauschen. Mein Modell ist ganz transparent, andere Ausführungen haben farbige Kappen und gleich- oder sogar verschiedenfarbige Drehknöpfe am Ende. Der Eco T kann hinsichtlich Qualität und Funktionalität jederzeit mit dem Pelikan M200 mithalten — sie sind einander ebenbürtig. Das Design ist natürlich Geschmackssache. Und der Eco T hat sogar einen nicht ganz unwesentlichen Vorteil vor dem etwa doppelt so teuren M200: Er ist mit Hilfe des mitgelieferten Werkzeugs vollständig zerlegbar! Das ist richtig schön.

Bild-1Neben dem Eco T gibt es von TWSBI noch das Modell Eco. Die beiden unterscheiden sich nur optisch: Die Kappe des Eco ist auffällig hexagonal, während der Eco T fast schon dreieckig ist (das „T“ steht angeblich für „triangle“, also Dreieck). Ich mag den Eco T lieber, ich finde ihn eleganter.

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Unten der TWSBI Eco T, oben der Lanbitou 3059.

Doch nun zum Lanbitou 3059! Dieser ist, wie gesagt, dem TWSBI Eco (ohne T) nachempfunden, die Ähnlichkeit fällt einem sofort ins Auge. Und ich muss sagen: Der 3059 ist auch kein schlechter Füller. Im Gegenteil, er hat das Potential, ein guter Füller zu sein. Aber er schöpft es leider nicht aus. Der transparente Kunststoff, aus dem er gebaut ist, scheint gut zu sein. Der Clip und die Beschläge sind schon nur noch in Ordnung. Der Clip ist im Inneren der Kappe mit etwas fixiert, was aussieht wie eine zu kurz geratene Spanplattenschraube. Einen Kunststoffbecher im inneren der Kappe, der die Feder vor Austrocknung und den Füller vor dem Auslaufen schützt, gibt es nicht. Der Drehknopf am Ende wackelt. Das Griffstück ist unbarmherzig, es will, dass man den Stift auf eine ganz bestimmte Weise anfasst. Na gut, das will zum Beispiel der Lamy Safari auch. Aber der Lamy macht es besser. Und den 3059 gibt es nur in zwei Federstärken: F und EF.

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Unten der TWSBI, oben der Lanbitou.

Abgesehen von all diesen Nachteilen ist er aber immerhin ein funktionierender Kolbenfüller, und er schreibt gar nicht schlecht. Die Feder im Lamy-Stil (klein, aufgesteckt, leicht auszuwechseln) läuft leicht über das Papier, der transparente Tintenleiter schafft immer genügend Tinte heran. Ich habe den 3059 mit Vine Divine betankt, einer „Shimmering Ink“ des britischen Herstellers Diamine. In solchen „Shimmering Inks“ oder „Glitzertinten“ sind Metallflakes enthalten, die, wie man sich denken kann, so einen Tintenkanal durchaus einmal verstopfen können. Der 3059 kommt spielend damit klar. Vor dem Schreiben muss man den Füller ein bisschen bewegen, bis die Flakes, die sich im Ruhezustand ablagern, wieder schwimmen. Dann kann man anfangen zu schreiben, und der 3059 hat bisher noch immer geliefert, ohne Mullen und Knullen. Das erste Mal, im Auslieferungszustand, war er zwar nicht ganz so entgegenkommend, aber als er dann endlich schrieb, hörte er nicht mehr auf. Für vier solche Füller habe ich weniger als 8 Euro bezahlt, so dass ein Exemplar auf weniger als 2 Euro kommt. Der Versand aus China war in diesem Betrag bereits enthalten. Dafür ist dieser Füller dann sogar richtig gut.

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Dass das Schriftbild des Lanbitou 3059 so gestochen scharf ist, ist meines Erachtens sowohl seiner sehr dünnen Feder geschuldet als auch der verwendeten Diaminetinte.

Werde ich jetzt anfangen, billige chinesische Füller zu sammeln? Ganz klar nein. Der TWSBI Eco T ist zwar zwanzigmal so teuer und schreibt nur ein bisschen besser, aber es sind die Details, die das Spiel für mich entscheiden, und in diesen fällt der Lanbitou 3059 um Längen zurück. Ich habe aber das Potential erkannt, das in ihm steckt, und kann mir vorstellen, dass in der Zukunft ein paar sehr interessante Schreibgeräte aus China kommen. Unterdessen richte ich meinen Blick auf den TWSBI Vac700R, den größten der TWSBI-Demonstratoren. Er verfügt über einen sehr interessanten Füllmechanismus, den ich unbedingt eines Tages ausprobieren will.

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Nett: TWSBI liefert zum Eco T (und zu allen anderen Füllern auch) ein Zerlegewerkzeug mit, eine Anleitung und sogar ein kleines Fläschchen Silikonfett zum schmieren. Wer schon einmal einen Kolbenfüller gereinigt hat, weiß, dass das gut ist!

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